Direktkandidat im Interview (2/3) – Uwe Kekeritz als Bundestagsabgeordneter

Nach Fragen zu seinem Lokalbezug im ersten Teil des Interviews widmen wir uns heute der Arbeit unseres Direktkandidaten Uwe Kekeritz im Zentrum der Macht, dem Deutschen Bundestag, dem er seit 2009 angehört.


Zu deinem Lokalbezug haben wir bereits einiges gehört. Was konntest du in Berlin in 12 Jahren konkret für das Leben hier vor Ort bewirken?

Als Entwicklungspolitiker arbeite ich in einem Themenbereich, der von den Menschen häufig als „zu weit weg“ wahrgenommen wird. Ich glaube aber, dass ich in den letzten Jahren zeigen konnte, dass das nicht stimmt. Denn Entwicklungspolitik ist keine Almosenpolitik für Länder am anderen Ende der Welt, sondern basiert auf der Erkenntnis, dass unser Handeln hier konkrete Auswirkungen für die Menschen in den so genannten Entwicklungsländern hat. Das grüne Credo „global denken, lokal handeln“ fasst das hervorragend zusammen. Und auf dieser Grundlage haben wir mit der Initiative unsere Kommunen hier fair machen, enorme Erfolge erzielt. Wir haben so die Arbeit der Eine Welt Läden und Aktivist*innen gestärkt, entscheidende lokale Akteure ins Boot geholt und Aufmerksamkeit und Bewusstsein für dieses Thema geschaffen. Gleiches gilt für das Lieferkettengesetz. Ich kämpfe nun seit über 10 Jahren für ein Gesetz, das Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung in internationalen Lieferketten verhindert. Gemeinsam mit NGOs, Kirchen und Gewerkschaften waren wir hartnäckig und haben die Regierung vor uns hergetrieben. Nun ist das Lieferkettengesetz verabschiedet worden. Es ist nicht perfekt und wir hätten uns mehr erhofft, aber es ist der Anfang. Nun ist der Grundstein dafür gelegt, dass Verbraucher*innen bald davon ausgehen können, dass ihr Einkauf nicht zu Umweltverschmutzung und Menschenrechtsverletzungen beiträgt. Und Unternehmen haben endlich Rechtssicherheit. Von dieser Entwicklung – die es ohne uns Grüne nicht gegeben hätte – profitieren sowohl die Menschen, als auch die Wirtschaft hier in Mittelfranken ganz konkret.

Du willst dich mit Leidenschaft für ein ‚Klima der Gerechtigkeit‘ einsetzen. Den Begriff musst du uns erläutern.

Nicht nur hier in Deutschland ist Klimapolitik eine Gerechtigkeitsfrage. Auch global gesehen leiden v.a. die Ärmsten unter den Folgen der Klimakrise, obwohl sie am wenigsten dazu beigetragen haben. Länder wie Bangladesch oder Anrainerstaaten des Tschadsees sind den Folgen der Klimakrise schon jetzt auf verheerende Weise ausgeliefert. Die Folge sind Konflikte, Hunger und Flucht. Hier dürfen wir nicht tatenlos zusehen. Wir müssen die Länder des Globalen Südens deshalb beim Kampf gegen den Klimawandel unterstützen. Das ist im Übrigens alles andere als hoffnungslos, schon allein deshalb, weil die Potentiale für Erneuerbare enorm sind und gleichzeitig Entwicklungspotentiale bieten. Wir müssen diese Verantwortung nur endlich ernst nehmen.

Nimm uns mit auf eine kleine Zeitreise: Was hat dich 2009 in den Bundestag geführt, was hat dich bewegt?

Ich bin seit meiner Jugend politisch aktiv und in einer Zeit sozialisiert, in der klar war, dass die junge Generation Veränderungen einfordert. Mein Engagement in der Friedensbewegung und bei den Anti-Atomkraft und Anti-Gentechnik Protesten hat mich zunächst in den Stadtrat und schließlich in den Bundestag geführt. Mein Anspruch war damals wie heute: Eine andere Politik ist möglich, wenn man sich nicht mit dem Status Quo zufrieden gibt und bereit ist anzupacken.

Sind das Land und die Politik 2021 noch gleich, wie du sie zu Beginn deiner MdB-Karriere vorgefunden hast?

Natürlich nicht. Das wäre ja auch erschreckend! Man kann sagen, die Republik ist ergrünt. Umwelt- und Klimaschutz sind keine Nischenthemen mehr. Aber leider haben sich in vielerlei Hinsicht Dinge zum Negativen entwickelt. Unsere Demokratie wird von Rechten, Querdenkern und andern Krawallmacher*innen gefährdet. Frauenfeindlichkeit und Hass gegen Geflüchtete brechen sich auf schockierende Weise Bahn. Wir müssen deshalb weiter für eine offene Gesellschaft kämpfen und dafür sorgen, dass die AfD mit ihrer Hetze möglichst wenig Unterstützung erfährt.

Im „Entwicklungshilfeausschuss“ bist du als stellv. Vorsitzender in zentraler Position dabei. Nimm uns kurz mit in die Arbeit des Ausschusses: Was beschäftigt ihn so, irgendwelche bösen Worte über Kolleg*innen? 🙂

Die Ausschussarbeit ist praktisch der Maschinenraum der parlamentarischen Entwicklungspolitik. Hier behandeln wir die unterschiedlichsten Themen. In einer Sitzung kann es schon mal um die Verlängerung von UN Blauhelmeinsätzen, die Zustände in der asiatischen Textilindustrie und nachhaltige landwirtschaftliche Anbaumethoden in Westafrika gehen. Ich liebe diese vielschichtige Arbeit und freue mich, dass wir so viele sachkundige Fachpolitiker*innen und Expert*innen aus aller Herren Länder zusammenbringen. Natürlich gibt es mit einem Ausschussvorsitzenden Ramsauer und einer AfD, deren Initiativen eine intellektuelle Zumutung sind, auch die ein oder andere Reiberei, aber das gehört zum Parlamentarismus dazu. Und schließlich bin auch ich kein Kind von Traurigkeit. Ich bin zwar meist höflich im Ton, aber radikal in der Sache. Im positivsten Sinne natürlich. 😉

Was treibt dich an, auch 2021 wieder für den Bundestag zu kandidieren?

Eine Mischung aus Stolz und Umtriebigkeit. Einerseits bin ich sehr zufrieden mit dem, was wir in den letzten Jahren erreicht haben. Wir haben dazu beigetragen, dass die Entwicklungspolitik in der Gesellschaft mehr Aufmerksamkeit erhält und die Bedeutung der UN-Nachhaltigkeitsziele im politischen Bewusstsein verankert ist. Gleichzeitig bleibt eine Menge zu tun. Und als Großvater zweier Enkelkinder habe ich den Anspruch, meinen Beitrag zu einer zukunftsfähigen Politik zu leisten. Wir haben eine tolle Liste mit vielen sehr talentierten jungen Leuten aufgestellt und ich würde mich freuen, in diesem Team mit meiner Erfahrung und meiner Expertise dazu beizutragen, dass die Schicksalsfragen unserer Zeit endlich angepackt werden.


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