Wie denkt die Neue Rechte? – Kreisversammlung Februar 2022

In Zeiten von Querdenkern stellt sich die Frage, wie viel Einfluss die Vordenker der Neuen Rechten auf die Protestbewegung haben und welche Denkmuster diese allgemein verfolgen. Dieser Frage sind wir bei unserer heutigen Online-Kreisversammlung nachgegangen. Großer Dank gebührt unserem Zirndorfer Mitglied Alexander Luther, Geschichts- und Philosophiestudent, der uns zu diesem Zweck einen Überblick über die moderne rechtsradikale Szene gegeben hat.

Während wir unter der „alten Rechten“ zumeist im weiteren Sinne Neo-Nazis verstehen, versuche die Neue Rechte, sich von offener Unterstützung für den Nationalsozialismus zu entfernen. Stattdessen werde auf intellektueller Basis ein Bogen zum ur-konservativen Gedankengut der Kaiserzeit bzw. vorrevolutionären Zeit gespannt. In Deutschland sei in diesem Zusammenhang Götz Kubitschek zentrale Figur, der sich gemeinsam mit anderen Autoren beispielsweise über konservative Zeitungen wie die Junge Freiheit oder Compact Gehör verschafft.

Was die Neue Rechte eint, seien neben einem historischen Revisionismus etwa die Ablehnung der Demokratie als korruptes System, die These eines geplanten Bevölkerungsaustausches oder die Hervorhebung von nationalen Kulturen anstelle einer Gesamtmenschheit. Von hier aus lassen sich jedoch unterschiedliche Ausprägungen beobachten:

  • Jungkonservative: beziehen sich besonders stark auf das alte Verständnis des Konservatismus und versuchen, das moderne, liberal-konservative Lager zu beeinflussen. Als Ziel steht eine Rückkehr des vormodernen Staates unter Beibehaltung des Kapitalismus, mit Ergänzung um Zünfte und einer Unterordnung des Parlaments unter ein „House of Lords“.
  • Nationalrevolutionäre: kommen aus der Tradition des linken Flügels der NSDAP. Ihr Ziel ist ein nationaler Sozialstaat, d.h. reine Leistungsorientierung statt Schutz von Schwachen, Staatshilfen nur für Deutsche und ein anerzogener Patriotismus.
  • Völkische: überschneiden sich zum Teil mit Nationalrevolutionären, haben jedoch auch Wurzeln in antiautoritären / alternativen Milieus, die sich neben Rassismus auch der Erhaltung der Natur, Anthroposophie oder Esoterik verschreiben.

Gerade diese systematische, intellektuell fundierte Herangehensweise mache die Neue Rechte gefährlicher für die Demokratie als es Neo-Nazis können. Dass praktisch die gesamte Führungsriege der AfD zu den rechten Vordenkern Kontakt pflege, sei im Übrigen kein Geheimnis. Die Querdenker-Bewegung sei zwar in Teilen von neurechtem Gedankengut beeinflusst, im Ganzen aber wesentlich zu heterogen für eine Pauschalisierung, so Alexander bei unserer anschließenden Fragerunde.

Sehr interessanter und wichtiger Input für uns, gerade wo aktuell auch im Landkreis die Anti-Corona-Proteste zunehmen! „Normale“ kommunalpolitische Themen wie das Kernwegenetz oder das Wärmenetz in Roßtal werden wir im Zuge unserer März-Kreisversammlung ausführlicher diskutieren. Gerne am 16. März dabei sein, Einladung folgt!

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