„Füreinander da sein“ – Jahresabschlussrede unseres Fraktionsvorsitzenden Norbert Schikora

Selfie mit (einem Teil) unserer Kreistagsfraktion bei der letzten Sitzung des Jahres (v.l.n.r. André, Margit, Martin, Norbert, Evelyn)

Alle Jahre wieder gibt es die traditionelle Rede zum Jahresabschluss im Fürther Kreistag. Unser Fraktionsvorsitzender Norbert Schikora hat dabei das aktuelle „Krisendauerfeuer“ angesprochen und hebt diesbezüglich die Bedeutung von Haltung und Nächstenliebe hervor:

Sehr geehrter Herr Landrat,
verehrte Kolleginnen und Kollegen,

vorweg meinen Dank an die Verwaltung und an Sie alle für die gute Zusammenarbeit.

2022 war geprägt vom Krieg in Europa, der folgenden Energiekrise, der Coronapandemie und als steten Begleiter die Klimakatastrophe. Es ist ein Jonglieren im Krisendauerfeuer.

Wir müssen uns im Eiltempo von russischem Gas befreien und den Ausbau der Erneuerbaren massiv vorantreiben.

Allgemein lässt sich feststellen: Wir sind in einer Zeit des Aufholens und Nachholens dessen, was wir seit 50 Jahren hätten tun sollen.

Ein Zeitraum, der zusammenfällt mit der „50-Jahr-Feier“ des Landkreises. Da wurde deutlich, dieser Landkreis ist durchaus etwas Besonderes.

Leider 2022 nicht ohne Wermutstropfen. So sollte der Umbau des Wertstoffhofs Rangau ein Vorzeigeprojekt werden, entwickelte sich aber zum Planungsdesaster.

Deswegen ist zu begrüßen, dass wir für die weiteren großen Bauvorhaben, nachdrücklich die Projektsteuerung in den Blick nehmen.

Festhalten lässt sich auch, mit dem zukünftigen 49€ Ticket tritt der ÖPNV in eine neue Phase. Wir können den Streit um ein 365€ Ticket hinter uns lassen und uns bei der Fortschreibung des NVP auf die Verbesserung des Angebots konzentrieren.

Bewährt hat sich die Zusammenarbeit beim Flüchtlingsansturm aus der Ukraine (danke an alle helfenden Hände) und uns gleichzeitig unsere Grenzen aufgezeigt, z. B. was die Digitalisierung betrifft. Der Landkreis will nun mit einemumfassenden Digitalisierungskonzept die Tür in die Zukunft aufstoßen. Ein sicher sehr komplexes Vorhaben.

Aber die Bewältigung des Ansturms hat uns oft genug den Kopf schütteln lassen über die Bürokratie. Klagen kommen aus allen Lebensbereichen, vom Handwerk bis zum Gesundheitswesen, von der 30km-Zone bis zur Grundsteuererklärung. Klaglos hinnehmen können wir diese Überformung durch die Bürokratie jedenfalls nicht mehr.

Mangelt es an Aufbruch? Am Willen zur Änderung? Die verzweifelten Protestformen der „letzten Generation“ unterstellen genau das. Denn selbst ein allgemeines Tempolimit scheint unerreichbar.

Mir würde ein Tempolimit für Porschefahrer schon reichen. Es täte der Gesellschaft gut, auch von dieser Seite ein Zeichen des Verstehens zu sehen. Ich zerstöre die Umwelt, weil ich es mir leisten kann, ist eine Haltung, die wir uns nicht mehr leisten können.

Ein Jahresrückblick kommt meines Erachtens nicht ohne einen Blick auf den Zustand unserer Demokratie aus. Es braucht den Gegenentwurf zur rechtsradikalen und faschistischen Welt der Gewalt, wie sie sich jetzt auch bei uns breit macht.

Ein Teil des Gegenentwurfs ist das Füreinander-Dasein. Es meint: Lebe nicht für dich selbst! Zeig Interesse für den Nächsten und für den Anderen. Profitiere, aber gib auch ab. Auch dafür glaube ich steht Weihnachten.

Ich wünsche Ihnen ein fröhliches Fest und ein friedliches Neues Jahr!

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