Die lange Geschichte der Hindenburgstraße….

Der Anfang der Infotafel zu Paul von Hindenburg in Cadolzburg

Ein Text unserer Fraktionssprecherin Sabine Geyer

Die Infotafel zu Paul von Hindenburg in Cadolzburg

Endlich ist sie angebracht die Tafel mit den Erläuterungen zum Leben und Wirken des Menschen Paul von Hindenburg.

Kein ganz unkomplizierter Sachverhalt mit dem sich die Grüne Fraktion, der Grüne Ortsverband und der Marktgemeinderat intensiv auseinandergesetzt haben.

Die beiden befragten Historiker waren sich einig Herr Kress unsere Bürgermedaillenträger und der Kreisheimatpfleger Herr Liebert sahen gute Gründe für die Umbenennung und gegen die Würdigung Hindenburgs. Andere Historiker vertreten andere Standpunkte. Unterschiedliche Sichtweisen und Argumente haben ihre Berechtigung.

Mich persönlich berührt die Fragestellung um Hindenburg seit der 10. Klasse. Damals schickte mich mein Geschichtslehrer im Rahmen einer Projektwoche mit einigen Mitschüler*innen aufs Rathaus, um genau diesem Thema nachzugehen: „Fragt doch mal warum die Hindenburgstraße eigentlich noch Hindenburgstraße heißt…“

Auch hier in Cadolzburg hat das Thema die Gemüter beschäftigt.

Befragte Anwohner*innen waren von der Idee einer Umbenennung der mitten durch den Ort führenden Straße nicht überzeugt. Dokumente und Gewerbeauftritte müssten geändert werden, Kosten würden entstehen. Die Folge war eine eindeutige Abstimmung im Marktgemeinderat. Die seit 1937 nach Hindenburg benannte Straße wird seinen Namen auch in der Zukunft tragen.

Vor allem in den sozialen Netzwerken wurde das Thema intensiv diskutiert. Neben sachlichem Meinungsaustausch gab es hier abfällige und hämische Äußerungen. Mich hat die Emotionalität und Polarisierung erstaunt und gleichzeitig auch befremdet, denn wir leben heute glücklicherweise in einer Zeit, in der es möglich ist Sachverhalte zu hinterfragen und Themen anzusprechen.

Manche Kommentare im Internet versuchten entgegen den historischen Gutachten der beiden Experten Hindenburg und seine Rolle im dritten Reich kleinzureden oder zu relativieren. Es gäbe wichtigere Themen; es sei einfach nur „modern“ historische Persönlichkeiten kritisch zu hinterfragen und Geschichte würde nicht durch Umbenennungen ungeschehen gemacht. Dass eine Straßenbenennung eine große Ehrung darstellt, wurde dabei übersehen.

Aus meiner Sicht hat die Diskussion um die Hindenburgstraße einen wichtigen Beitrag zur lokalen Aufarbeitung der (Nach)Kriegszeit geleistet. Spuren der Zeit sind überall im Ort zu finden. Die Rolle der Cadolzburg als Führerschule der Hitler-Jugend wird bereits im Burgmuseum dargestellt. Auch die aktuellen Ausstellungen zur Rolle des Pleikershof als „Streicher-Hof“- später Ort jüdischen Lebens und Lernens, oder zum „Kriegsspielzeug im Kinderzimmer“ im Historischen Museum knüpfen an diese Problematik an. Die gemeinsame Anstrengung unserer demokratischen Gesellschaft für ein „Nie wieder“ kann sich gerade in der Aufarbeitung der örtlichen Geschichte und Begebenheiten zeigen. Sie ist Ausdruck verantwortungsbewussten Umgangs mit unserer Geschichte.

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