Eine nachdenklich machende Demokratie-Demo in Langenzenn

Es schlägt zwar nicht, dafür leuchtet es: Das Kerzen-Herz auf dem Prinzregentenplatz

Als die SPD die Demonstration in Langenzenn anmeldete, war Putins Krieg noch undenkbar, ein Zeichen sollte sie stattdessen sein gegen rechtsradikale Demokratiefeinde in den Reihen der Anti-Corona-Protestbewegung. Am 24. Februar befahl Putin den Angriff auf die demokratische Ukraine und so versammelten wir uns gestern Abend auf dem Prinzregentenplatz, um nicht nur für unsere Demokratie einzustehen, sondern auch für die der Ukraine – wir Grüne, SPD, CSU, Linke, Kirchenvertreter und weitere gemeinsam. Ein Überblick:

Die einleitenden Worte oblagen Melanie Plevka (OV Langenzenn) und Harry Scheuenstuhl vom SPD-Kreisverband, die sich u.a. bei der regen Beteiligung der anwesenden Parteien und Vereine bedankten – einen Dank, den wir gerne für die parteiübergreifende Einladung und die Organisation erwidern möchten. Von der Vertreter*innen der übrigen Parteien war als erster Landrat Dießl an der Reihe, die doppelte Themensetzung unter einen Hut zu bringen. Seine Losung gegen Ende: „Demokratie sichert Frieden“. Frieden, den wir hierzulande bewahren möchten und der den Ukrainer*innen von einem lupenreinen Autokraten geraubt wurde.

Die Dekane André Hermany und Friedrich Schuster teilten sich die Bühne. Hermany betonte gerade im Hinblick auf die Querdenker-Parolen, dass eine Demokratie Meinungen aushalten müsse, aber Meinungsfreiheit eben auch bedeute, Falschinformation und undemokratischen Meinungen mit der notwendigen Kritik zu begegnen. Schuster warnte vor der Vereinnahmung von Corona-Protesten durch Demokratiefeinde und forderte im Angesicht des Ukraine-Kriegs von Ex-Kanzler Schröder, den Werten unserer Verfassung, auf die jener einst einen Eid schwor, gerecht zu werden und persönliche Konsequenzen zu ziehen. CSU-MdB Tobias Winkler stellte in diesem Zusammenhang klar, dass auch Vladimir Putin eines Tages zur Verantwortung gezogen werden müsse. Dass in einem Krieg als erstes die Wahrheit sterbe, darüber seien wir mittlerweile hinweg, so Matthias Dornhuber als stv. Landesvorsitzender der SPD. Stattdessen diene Putin die Lüge schon als Voraussetzung für einen Krieg. Ob jemand nun durch Kriegspropaganda oder durch Corona-Verschwörungsmythen desinformiert sei: in beiden Fällen läge es an uns, den jeweiligen Menschen wenn möglich die Hand zu reichen.

Für uns Grüne durfte unsere Landtagsabgeordnete Barbara Fuchs sprechen. Ganz surreal fühle sich die aktuelle Situation an; nach Jahrzehnten der Friedensbewegung sei mit Putins Angriff „das für unmöglich Gehaltene Realität geworden“, man finde sich im Krieg und in der entsprechenden Kriegsrhetorik wieder. Gerade deshalb sollten wir wo es nur geht mit friedlichen Mitteln für unsere Demokratie kämpfen, aber wenn es nötig sei, auch Standhaftigkeit und Wehrhaftigkeit demonstrieren. Ihr Appell zum Schluss: „Egal, was auch passiert, lasst uns bitte bitte zusammenhalten!“

Zum Ende einer denkwürdigen Demonstration in bizarren Zeiten wurden zum bereits bestehenden „Herz für unsere Demokratie“ noch weitere Kerzen hinzufügt (s. Titelbild). Die Kirchenglocken schlugen im Anschluss volle 10 Minuten. Für 10 Tage „sinnlosen Krieg“ (Schuster) in der Ukraine.

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