„Viel Luft nach oben“ | KV ganz im Zeichen des Tierwohls

Mama Sau und ihre Ferkel auf Strohboden und mit genügend Platz. Die Realität sieht leider häufig anders aus...

Unsere digitale Oktober-Kreisversammlung gestern Abend war eine rein thematische: Mithilfe von Gastrednern der Deutschen Tier-Lobby (DTL) sowie unserem Grünen MdL Paul Knoblach haben wir uns einen Überblick über die (nicht ganz erfreuliche) Lage im Bereich Tierwohl verschaffen können.

Auch im Oktober bleiben unsere regulären Mitgliederversammlungen virtuell, mit dem Tierschutz haben wir diesmal einen besonderen Themenschwerpunkt gesetzt. Die aktuellen Debatten haben das mit angeregt: Sei es etwa die Verlängerung der betäubungslosen Ferkelkastration oder der jüngste Kompromiss zu den Kastenständen. Aus gemeinsamen Protestaktionen gegen solche Beschlüsse hatte sich die Tier-Lobby im Frühjahr 2019 in Nürnberg gegründet, um für die Interessen von Tieren einzutreten, welche das selber nun mal nicht können. Die Ziele, so DTL-Vorsitzender Lukas Feldmeier, sind klar: Haltungsbedingungen radikal verbessern, mehr Freiräume ermöglichen und mit entsprechenden Aktionen in der gesamten Gesellschaft ein Bewusstsein – auch bzgl. Konsumverhalten – schaffen.

Wie sieht die Praxis der Massentierhaltung nun konkret aus? Unser zweiter Gast von der Tierlobby und zugleich Veterinär, Dr. Henning von Lützow, hält fest: „Die Realität ist: Ökonomie immer vor Tierschutz„. Das Problem bei all den Missständen wie Kastenstände, Kastration, aber auch Spaltenböden, Schwanzabschneiden und Trennung von Tierfamilien sei zudem: Wo Regeln existieren, sind diese oftmals an der bestehenden Praxis ausgerichtet und werden kaum kontrolliert oder sogar umgangen. Das EU-BIO-Siegel macht zwar strengere Vorgaben als deutsche Gesetze, enthalte aber trotzdem wichtige Elemente wie Hörnerausbrennen, Spaltenböden oder Weidepflicht nicht. Insgesamt werde immer noch zu oft das Tier als reines Produkt gesehen, die Gesetze haben beim Tierwohl noch viel Luft nach oben. So stellt Lukas Feldmeier anschließend den aktuellen Stand des Diskurses der Tierlobby zu einer neuen Haltungskennzeichnung für Nutztiere vor:

  • – – : gesetzlicher Mindeststandard
  • – : über Mindeststandard
  • 0 : EU-BIO-Siegel
  • + : über EU-BIO (Konzept DTL u.a.: über 1,3 qm Fläche pro Tier und Weidepflicht statt nur Auslauf, Verbot von Kastenständen und Spaltenböden, möglichst Hofschlachtung, …)
  • Mehr dazu hier

Zu diesen ausführlichen Erläuterungen hatte unser landespolitischer Gast Paul Knoblach aus der Grünen Fraktion, selbst Biobauer und im Landwirtschafts-Ausschuss, gar nicht mehr so viel hinzuzufügen. Dafür konnte er umso mehr unsere Grüne Haltung zum Besten geben. So sei er zwar selbst immer strikt gegen Kastenstände gewesen, der Kompromiss mit der Übergangszeit im Bundesrat sei trotzdem ein Teilerfolg. Wichtig sei es, immer aufs Neue Druck zu machen, um Veränderung zu erreichen, selbst wenn auf Landesebene so manche Anträge in der Schubblade verstauben. Sowohl Paul als auch Feldmeier und von Lützow haben in der anschließenden regen Diskussion Rede und Antwort gestanden, dabei standen vor allem Kastenstände und Ferkelkastration, aber auch unsere Rolle als Grüne und die Möglichkeiten der Kommunalpolitik im Mittelpunkt.

Eine Hoffnungsperspektive gibt es. Neben einer Verringerung des Tierleidens kann eine schonendere Landwirtschaft auch soziale und ökologische Folgen der Massentierhaltung weltweit korrigieren. Dabei gilt: Auch hier vor Ort können wir viel erreichen, um ein gutes Leben nicht nur für Menschen, sondern auch für Tiere zu ermöglichen.

Weitere Informationen gibt es unter www.deutsche-tier-lobby.de.

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