„Das ist der schönste Beruf der Welt!“ – Rückblick Führung durch die Ammerndorfer Mühle

Gut informiert - und dank des Mühlenladens gut versorgt: Die Tour-Gruppe rund um Müllermeister Johann Stinzendörfer (graues Shirt, Mitte) Foto: Frieder Kleefeld

Unseren Grünen Wege 2022 führten uns zur und einmal quer durch die Ammerndorfer Mühle, die seit 1991 Bioland-zertifiziert ist. Dank Müllermeister Johann Stinzendörfer haben wir am Sonntag einen spannenden Einblick in den Produktionsprozess bekommen.

Die Endprodukte sind beispielsweise Mehl, Speisegetreide oder Schrot. Damit die Ernte der Landwirtinnen und Landwirte dazu verarbeitet werden kann, ist ein mehrstufiger Verarbeitungsprozess nötig. Tief in der Materie ist Müllermeister Johann Stinzendörfer, dessen Familie nun schon in der 5. Generation die Mühle betreibt; das Gebäude selbst steht bereits seit 1607 in schönster Fachwerkbauweise und mit einzigartigen Verzierungen (s. Bild). Auf einer Tour durch alle Stockwerke hat uns Stinzendörfer die unterschiedlichsten Geräte und ihre Aufgaben vorgestellt.

Ein echtes Herzstück befindet sich direkt im alten Teil der Mühle: Der Motor, der dort steht, wurde 1912 gebaut und der einzige noch existierende dieser Bauart außerhalb des Deutschen Museums – ein echtes Unikat, das immer noch Mahlmaschinen antreibt! Etwas moderner ist dann schon der „Farbausleser“, der vor allem unerwünschtes Material aus dem Getreide filtert – etwa Mutterkorn aus dem Roggen. Aber ob alte oder neue Maschinen, das mache keinen großen Unterschied, so der Müllermeister: „Die Technik einer Mühle ist im Grunde seit mehr als hundert Jahren die gleiche.“

Neben den Mahlmaschinen mit ihren Stahlwalzen gab es auch unterschiedliche Sieb- und Sortiervorrichtungen zu bestaunen. Besonders auffällig ist dabei vermutlich der „Röhrendschungel“ (s. Bild), ein ausgeklügeltes Netzwerk um die jeweiligen Getreidesorten zu den richtigen Maschinen zu transportieren. Voll automatisiert sind die Geräte freilich alle; den Verpackungsroboter, der das Mehl in Säcke füllt und auf Paletten stapelt (s. Bild), durften wir sogar in Aktion sehen, von Stinzendörfer gesteuert. Sehr cool!

Grundsätzlich braucht es also viel technisches Know-How als Müller. „Man ist Elektriker, Mechaniker, Handwerker, alles in einem“, erklärt der Müllermeister und fügt stolz hinzu: „Es ist schönste Beruf auf der ganzen Welt!“ Am Fuße der imposanten Getreidesilos (6 Rundsilos à 250t plus 17 Zellen à 35t) war die Führung schließlich zu Ende. Bezüglich der Versorgungsengpässe an den Getreidemärkten bleibt Stinzendörfer übrigens gelassen. Deutsche Mühlen verarbeiten nur inländisches Getreide, das viel größere Problem sei aus seiner Sicht die Energieversorgung – daher hofft er auf entsprechende Maßnahmen der Politik.

Die Ammerndorfer Mühle ist mittlerweile die letzte im Landkreis Fürth. Unter anderem der Preisdruck und seit Jahrzehnten andauernde Nachwuchsprobleme haben laut Stinzendörfer ein Massensterben der Mühlen ausgelöst. „Die Mühlen sind der Flaschenhals“, stellt der Müllermeister fest: Viele Zulieferer, viele Kunden und alles muss ganz schnell gehen. Arg viele Urlaubstage bleiben da nicht übrig.

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